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Apollo Guidance Computer

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Eldon Hall

Leiter der Hardwareentwicklung des AGC war Eldon C. Hall (Division Director of Digital Computer Development). Er überzeugte die NASA im Jahr 1962 davon, Integrierte Schaltkreise (Integrated Circuit - IC) für den Navigationscomputer zu verwenden. Der IC wurde, wie bereits dargelegt, erst 1958 entwickelt. Dieser IC bestand jedoch noch aus zwei Bipolartransistoren (Transistoren, bei denen sowohl negative als auch positive Ladungsträger zum Ladungstransport Verwendung finden), die auf einen Träger aus Germanium aufgebracht und durch Golddrähte verbunden waren, was zu hohen Produktionskosten führte. 1959 entwickelte Robert Noyce, Mitbegründer der Firma Fairchild Semiconductor, den ersten aus einem einzelkristallinen Stück gefertigten IC. Robert Noyce entwickelte jedoch nicht nur diesen IC, sondern auch das fotografische Fertigungsverfahren zur Herstellung. Bereits wenige Jahre später wurde die NASA durch die Entwicklung des AGC der erste Großabnehmer dieser noch jungen Technologie und förderte dadurch auch die Weiterentwicklung von IC-Produktionsstätten. Eine solche Förderung war auch dringend nötig, denn Hall schreibt in seinem Buch „Journey to the Moon”, dass die IC-Technologie zunächst keine besondere Begeisterung bei der Industrie hervorrief, da für die industrielle Produktion sowohl Leistungsmerkmale als auch Kosten wichtiger als die Miniaturisierung mittels ICs waren.

Wenn man bedenkt, dass in der Zeit, da die Entscheidung zugunsten der ICs fiel, diese erst seit etwa einem Jahr auf dem Markt verfügbar waren, scheint es eine riskante Entscheidung gewesen zu sein, sich bei einem so bedeutenden Projekt wie das Apollo-Programm auf eine derart neue Technologie einzulassen.

Eldon C Hall [HAL2000]

 

Doch es war nicht nur der Wunsch nach Miniaturisierung, der zu dieser Entscheidung führten, sondern auch die Zuverlässigkeit: Zwar gab es noch keine längerfristigen Erfahrungen mit ICs, aber bereits die Tatsache, dass hierbei weniger Bauteile zur Erzielung eines bestimmten Schaltkreises benötigt wurden als bei der Verwendung einzelner Transistoren, bedeutete auch, dass weniger Fehlerpotential bestand.

Außerdem war bereits zu Beginn der 1960er-Jahre eine Verringerung der Preise für ICs in den kommenden Jahren absehbar, da die Preise bereits zu sinken begonnen hatten. In einem Brief von Charles Draper an Charles W. Frick, Manager des Apollo Spacecraft Project Office (ASPO), legte Draper die Vor- und Nachteile der IC-Technologie für den Apollo Guidance Computer dar. In diesem Brief stellte Draper schon im November 1962 fest, dass die Verwendung von ICs bereits innerhalb eines Jahres zu einer kostengünstigeren Produktion führen könnte als unter Verwendung separater Komponenten, da der Bau des Computers mit ICs einfacher wäre als ohne. Darüber hinaus machte Draper auch gleich den Vorschlag, ICs in den Geräten der Bodenunterstützung einzusetzen; dies würde natürlich den Absatz an ICs weiter erhöhen und dadurch schließlich auch einen Einfluss auf die Preisentwicklung haben.

Die IC-Technologie führte auch dazu, dass sich die Designarbeit für neue Systeme von den Computerherstellern zu den Chipherstellern hin verschob, was wiederum Ängste bei den Computerherstellern auslöste, da diese befürchteten, ihre Arbeit würde nicht mehr benötigt. Heute, im 21. Jahrhundert, wird die Designarbeit nun auch hauptsächlich von den Prozessorherstellern, wie z.B. Intel oder AMD, durchgeführt. Designer werden also immer noch gebraucht, auch wenn sich das Arbeitsgebiet verschoben hat. Der Computer ist als PC heute ein Alltagsgegenstand, der meist nur noch „zusammengeschraubt” wird. Designarbeit spielt dabei sicher nur eine untergeordnete Rolle. Aber dennoch werden auch heute noch neue Computer entworfen, man denke nur an die unterschiedlichen Mainframes, wie sie in der Industrie eingesetzt werden, oder auch an Hochleistungsrechner wie diejenigen von Seymour Cray; bei diesen ist die Designarbeit ein wesentlicher Faktor auf dem Weg zum fertigen Rechner. Darüber hinaus werden auch heute, im 21. Jahrhundert, zahlreiche neue miniaturisierte Computer entworfen, die in Form von Handys oder Armbanduhren auf den Markt kommen. Die Befürchtungen der Computerdesigner in den 1960er-Jahren waren also größtenteils unbegründet.